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Brauertaufe bei der Steinbach Bräu

Die Brauertaufe bei der Steinbach Bräu ist immer ein großes Familienfest. Eltern, Großeltern, Onkel und Tanten, Freunde, der Mittwochs-Stammtisch und viele Gäste – alle waren am 21. Januar 2015 in die Erlanger Altstadtbrauerei gekommen, um die in den letzten Jahren ausgebildeten Brauer und Mälzer Chris Böhme, Tobias Medla und Johann Conan zu feiern.

Hausherr und Dipl.-Braumeister Christoph Gewalt hieß alle herzlich willkommen und erläuterte kurz die Ausbildung zum Brauer und Mälzer, die 3 Jahre dauert. Davon sind 12 Wochen Blockunterricht in der Staatlichen Berufsschule Karlstadt am Main. Der handwerkliche Teil liegt vollständig in Familienhand. In der von Bruder Jörg Gewalt geleiteten Mälzerei in Zirndorf wird das Mälzen erlernt und in der Hirsch Brauerei Wurmlingen (südl. Baden-Württemberg) der Schwiegereltern die Filtration und Flaschenabfüllung. Den eigentlichen Brauvorgang, Gärung und Lagerung natürlich hier im Erlanger Brauhaus.

Der erste Täufling Chris Böhme beendete bereits 2012 seine Ausbildung bei der Steinbach Bräu und hat seit 2014 eine Anstellung bei der Hausbrauerei Kraftbräu in Trier. Im Jahr 2013 hat der waschechte Erlanger Tobias Medla seine Lehre abgeschlossen und wird ab September  2015 ein Braumeisterstudium an der Doemens-Akademie für Brau- und Getränketechnologie in Gräfelfing machen. Der Dritte im Bunde, der „spätberufene“ 38jährige Johann Conan, der unbedingt noch eine handwerkliche Ausbildung machen wollte, wurde im vergangenen Jahr fertig und bleibt der Steinbach Bräu als Brauergeselle erhalten.

Um zu verdeutlichen, wie gut es den heutigen Brauerlehrlingen ergeht, las Christoph Gewalt dann noch aus der Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung über die Gegebenheiten im Jahr 1885 vor:

„Nach einer Befragung des Allgemeinen Brauerverbandes, ergibt sich eine Nettoarbeitszeit von durchschnittlich 13,2 Stunden bei seinen Mitgliedern. In Hildesheim und Zwickau werden 15 Stunden gearbeitet, in Norden 16 bis 18 Stunden – und zwar auch an Sonn- und Feiertagen. Zu keiner Nachtstunde sind die Brauer sicher, nicht zu Extraarbeit aus dem Schlaf geholt zu werden. Das hat zur Folge, dass ein Brauer mit 35 Jahren als ‚ausgedient‘ gilt und seinen Beruf aufgeben muss. Nur in wenigen größeren Städten wie Hannover und Dresden gibt es in einigen Brauereien schon den 12-Stunden-Tag. 6 Stunden Ruhezeit seien für einen Brauergesellen genug, erklärt ein Stuttgarter Brauereibesitzer, weil ihm bei längerer Zeit zu viel Gelegenheit zur Selbstbildung bleibe. Das sei weder wünschenswert noch notwendig. Bei Bäckern und Konditoren, Metzgern und Brauern, in geringem Maße auch bei Kellnern und anderen Gastwirtsgehilfen, ist das Kost- und Logiswesen üblich, Lehrlinge wie Gesellen wohnen und essen im Betrieb bzw. im Haus des Meisters. Sie können so zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Arbeit herangezogen werden und befinden sich unter ständiger Aufsicht.“

Nach diesem Ausflug in die Arbeitsgeschichte des Braugewerbes wurde es ernst für die drei „Täuflinge“. Sie zogen ihre Schuhe aus und kletterten in die bereits mit Wasser gefüllte Sudpfanne. Nachdem die kupferne Klappe geschlossen war, hieß es „Wasser marsch“. Mit einem ordentlichen Nachguss aus dem mit Storchenbier gefüllten 5-Liter-Krug und dem Brauerspruch „Hopfen und Malz, Gott erhalt’s!“ wurde die Taufzeremonie abgeschlossen.

Mehr feucht als fröhlich stiegen sie wieder aus der Pfanne und stießen dann glücklich mit ihrem Ausbilder Christoph Gewalt auf die erfolgreich abgeschlossene Lehrzeit an. Dazu gab es natürlich verdienten Applaus von allen Seiten.

Auch wir wünschen den dreien eine gute Brauerzukunft!!!

Fotos: Sabine Ismaier