Noch 100 Tage bis zum Berg am Erich Keller

Am Faschingssonntag, 19. Februar 2012, zog es nun schon zum 30. Mal die Getreuesten der Bergkirchweihfans ab 11.00 Uhr auf den Erich Keller, um bei frisch gezapftem Bier und Brotzeiten auf das Erlanger Traditionsfest anzustoßen. Erstmals fand diese Anzählzeremonie, die von Hannes Hacker und einem Mitstreiter erdacht wurde, im Februar 1983 statt. Damals saßen sie zu zweit auf den Bänken, doch schon 1984 brachte eine Kleinanzeige in den Erlanger Nachrichten mehr Publikum.

Heuer kamen bei leichten Plusgraden und anfänglichem Sonnenschein gut 150 Unentwegte, die es sich bei Gesprächen und Blechblasmusik gut gehen ließen. Das lag wohl auch an den von Georg Gulden höchstpersönlich mitgebrachten Brezen und Rosi Müllers ganz frisch gegarten Bratwürste im Weckla, die diese großzügig an der Seite ihres Mannes Heinz verteilte. Doch im Mittelpunkt der ganzen Veranstaltung stand – wie konnte es anders sein – der edle Gerstensaft. Inzwischen ist die Auswahl fast unüberschaubar geworden, einzig das Ritual bleibt immer gleich: Krug selbst mitbringen und eine Münze als Spende aufs Fass werfen bzw. zu den Flaschen legen.

Folgende Biere wurden gesichtet: ein 30 Liter Fass Storchenbier (untergärig, unfiltriert) der Steinbach Bräu Erlangen, ein mitteldunkles Festbier aus dem Kommunbrauhaus Junkersdorf mit 15,3 % Stammwürze (Kurt Adler hatte gleich mehrere Fässer mitgebracht). Nikola Wagner war mit ihrem Rumpelstilzchenbräu-Weizenbock in Bügelverschlussflaschen vertreten wie auch Walter Geißler vom Weißbierglasmuseum Nürnberg seinen Whisky-Rauchweizenbock in eigenen 0,5 l Bügelverschlussflaschen dabei hatte (das ideale Bier für Islay-Fans). Jürgen Sommer (der „Sommi“) mit seinem neu kreierten dunklen Ale nach englischem Vorbild (obergärig gebraut mit original englischer Hefe, hoher Röstmalzanteil, 15,5 % Stammwürze), die Ranchbräu aus Erlangen-Buckenhof (Joseph Koblischeck) mit einem stammwürzestarken Weizen sowie René Ermler (Braukontor), der sich für ein Weizen mit dem geheimnisvollen Namen „Illuminati“ entschieden hatte. Die Vierbräu (Andy Sperr und Petra Paulsen) war mit einem süffigen Märzen vertreten, eine Sorte, für die sich auch Bernd Schirmer entschieden hatte (Schirmerbräu), dessen Gerstensaft die besondere Ehre hatte, hier direkt unterhalb der Veranstaltung im Stollen des Erich Kellers reifen zu dürfen. Ansonsten hatten viele Besucher ihr persönliches Lieblingsbier in der Flasche mitgebracht, sodass auch die Erlanger Privatbrauerei Kitzmann mit Edelpils, Kellerbier 1904 und sogar schon mit dem neuen Jubiläumsbier „Rotbier 300“ gesichtet wurde.

Es war wieder schön am Faschingssonntag am Erich Keller, sodass nicht wenige Besucher gleich mehrere Stunden durchhielten und erst von einem gegen 16.00 Uhr aufziehenden Schneeschauer zum Aufbrechen angeregt wurden. Bleibt die Vorfreude auf eine schöne 257. Erlanger Bergkirchweih (Bierprobe ist am Donnerstag, 24. Mai 2012) und den 30. Geburtstag von „100 Tage bis zum Berg“ am Faschingssonntag 2013.

Gutes Bier mit großer Tradition: 300 Jahre Braukunst in der Südlichen Stadtmauerstraße in Erlangen

Die Privatbrauerei Kitzmann feiert 2012 ein denkwürdiges Jubiläum: Seit 1712, also seit drei Jahrhunderten, ist die Erlanger Braukunst in der Südlichen Stadtmauerstraße zuhause. Eines hat sich in der Bierstadt Erlangen in den 300 Jahren nicht geändert: „Schon immer haben wir großen Wert auf die hohe Qualität der Zutaten und größte Sorgfalt beim Brauen gelegt. Das ist auch heute so und wird immer unsere oberste Prämisse bleiben, um den guten Ruf des Erlanger Bieres zu erhalten“, erklärte Peter Kitzmann beim festlichen Jubiläumsauftakt in der Kitzmann BräuSchänke am 2. Februar 2012, mit der die Brauerei den Startschuss für ein ereignisreiches Jahr gab. Die geladenen Gäste feierten gemeinsam mit Karl, Johannes, Peter und Elisabeth Kitzmann den anstehenden Geburtstag der Brauerei. Star der Veranstaltung war eine neue Schankbierspezialität: Königlich begleitet von Cornelia I. zapfte Oberbürgermeister Dr. Siegfried Balleis das erste Fass des speziell für das Jubiläum eingebrauten Rotbieres „300“ an. Zur Bierverkostung gab es blaue Zipfel mit Laugenbrezen und Bauernbrot sowie anschließend eine geschmacklich mit dem hopfenfruchtigen Schankbier harmonierende rosafarbene, dreistöckige Geburtstagstorte mit Waldbeeren. Das mit Marzipanbierfläschchen und Kitzmann-Familienwappen aus Schokolade garnierte Konditoren-Kunstwerk schuf Jonas Bornitzky von der Bäckerei Gulden.

Wollte ein Brauer im 18. Jahrhundert sein Gewerbe in einer eigenen Brauerei ausüben, musste der Landesherr dies durch ein Privileg gestatten. Am 10. Oktober 1712 gewährte Markgraf Georg Friedrich Karl dem Erlanger Leonhardt Vernand de Buirette das markgräfliche Privileg, an der Südlichen Stadtmauer eine Brauerei zu errichten. Die heutige Kitzmann Brauerei war geboren. In den Anfangsjahren wechselten die Besitzer der Brauerei mehrfach, bevor 1833 Johann Lorenz Kitzmann sie erwarb und weiterführte. „Mittlerweile sind fünf Generationen Kitzmänner auf diesem Anwesen als Bierbrauer nachweisbar. Damit hat die Familie Kitzmann die Erlanger Brautradition nicht nur fortgeführt, sondern auch maßgeblich geprägt“, wissen die Historiker Martin Schieber und Thomas Engelhardt. Das Erfolgsrezept: „Es war uns immer wichtig, aktuelle Trends und traditionelle Braukunst zu vereinen“, so Peter Kitzmann.

Darauf besann sich die Erlanger Brauerei auch bei ihrer jüngsten Kreation. Das „300“, speziell für das Jubiläumsjahr eingebraut, ist ein traditionelles Rotbier, wie es heute noch im Elsass oder im französischsprachigen Teil Kanadas gebraut wird. „Diese Bierspezialität ist unsere Hommage an die Hugenotten und ihr Savoir-vivre“, wie Braumeister Benjamin Kloos erklärt. Neben seiner vertrauten Farbe besticht das süffige Bier durch ein fruchtiges Aroma, das an frische Waldbeeren und schwarze Johannisbeeren erinnert. Verantwortlich dafür ist eine ganz spezielle Hopfung, die der zweite Braumeister und Hopfenspezialist Stefan Herz zusammen mit seinem Kollegen Benjamin Kloos entwickelt hat. Vier verschiedene Malzsorten geben dem Jubiläumsbier zudem einen zeitgemäß angenehm schlanken Körper und lassen das „300“ zu einem neuartigen Geschmackserlebnis werden. Sechs Wochen musste das Bier reifen, bevor es aus seiner Kellerruhe ans Licht gelangte und jetzt erstmals den Gästen gereicht werden konnte. „Das „300“ kann man sowohl im Sommer als auch im Winter genießen. Mit seiner Stammwürze von 10% und dem moderaten Alkoholgehalt von 4% vol. ist es leichter als beispielsweise ein Helles, seinen ausgeprägten Geschmack weiß man aber auch in der kalten Jahreszeit zu schätzen“, sagt Kloos.

Der festliche Auftakt in der Kitzmann BräuSchänke führt die Erlanger Brauerei in ein ereignisreiches Jahr. Beim Bierfrühling am 5. und 6. Mai 2012 wird der Brauerei-Geburtstag ebenso gefeiert wie bei einem Winterbierfest am 20. Oktober 2012 und auf vielen Kirchweihen im Sommer. „Wir freuen uns darauf, unseren Geburtstag mit unseren langjährigen Freunden und treuen Kunden zu feiern“, so Karl und Peter Kitzmann mit Blick auf die anstehenden Veranstaltungen.