Archiv der Kategorie: Zeitgeschichtliches

Erlanger Bier – in Erlangen gebraut

Bier ist ein Kulturgut mit festem Heimatbezug, wie es bei guten Lagenweinen der Fall ist. Seit Jahrhunderten ist die fränkische Universitätsstadt Erlangen Produktionsstandort bester Biere, die sich bereits im 19. Jahrhundert in vielen Ländern dieser Welt eines hervorragenden Rufes erfreuten. Die vielen Felsenkeller auf dem Erlanger Burgberg künden noch von deren kalter Lagerung. Hier findet bis heute alljährlich um Pfingsten die Erlanger Bergkirchweih statt, unsere fünfte Jahreszeit.

Erlangen war im ehemaligen Königreich Bayern führende Bierexportstadt, neben Nürnberg, Kulmbach und München. Nicht umsonst entwickelte sich die Bezeichnung „Erlanger“ zu einem Sortenbegriff für ein süffiges Untergäriges mit höherer Stammwürze, der bald losgelöst vom Ursprungsort von Brauereien in vielen Teilen der Erde verwendet wurde. Dabei muss man klar unterscheiden:

  • Erlanger Bier: ausschließlich im Erlanger Stadtgebiet gebraut (Herkunftsbezeichnung)
  • Erlanger: kann in aller Welt gebraut sein (Sortenbegriff wie z. B. Pilsener oder Dortmunder)

Leider ist die heutige Zeit von starken Veränderungen geprägt. Gab es bis 1974/75 noch drei ruhmreiche Braustätten in der Uni-Stadt (nach einstmals ca. eineinhalb Dutzend), blieb nach der Schließung von Henninger-Reif und Erich für 20 Jahre nur die Privatbrauerei Kitzmann als einziger Stern am Erlanger Bierhimmel übrig. 1995 kam die gut 70 Jahre nur als Mälzerei  betriebene Steinbach-Bräu als Bierproduzentin wieder hinzu.

Gestärkt durch das erfolgreiche Jubiläumsjahr 2011, das der Freundeskreis der ehemaligen Brauerei Weller veranstaltete, gründete sich ein wenig später die Genossenschaftsbrauerei Weller eG, die zwar inzwischen in der Thalermühle einen Gastronomiestandort aufgebaut, aber leider bis heute keinen einzigen Tropfen Erlanger Bier gebraut hat. Da war die Fischerei-Familie Oberle in Erlangen-Kosbach wessentlich schneller: Sie ging im Februar 2018 mit einem eigenen Sudwerk als Hofbräu Oberle an die bieraffine Öffentlichkeit.

Im Sommer 2017 endete die Malzherstellung bei der Firma Klostermalz in Erlangen-Frauenaurach. Und dann folgte am 28. September 2018 der nächste Paukenschlag: Peter Kitzmann teilte seiner Gastro- und Handelskundschaft, seinen Mitarbeitern/innen und der Erlanger Stadtgesellschaft mit, dass er den Braubetrieb an der Südlichen Stadtmauerstraße ab sofort einstellen wird. Der seit dem Jahr 1712 existierende Standort wurde geschlossen, die vorhandenen Biervorräte abgefahren und die Gebäude an einen Investor verkauft. Ein Betriebsübergang fand nicht statt, einzig die gesamten Lagerbestände gingen, wie die Markenrechte, an eine oberfränkische Konzernbrauerei.

Bleiben uns in Erlangen neben den vielen engagierten Hobbybrauer/innen und dem Uni-Sudwerk des Lehrstuhls für Bioverfahrenstechnik als gewerbliche Braustätten (Stand April 2019) nur noch die Steinbach Bräu in der Erlanger Altstadt und die Hofbräu Oberle in Erlangen-Kosbach. Gebe Gott Glück und Segen drein, damit uns wenigstens diese beiden erhalten bleiben (vielleicht kommen ja auch bald noch eine oder zwei hinzu) und es auch noch in ferner Zukunft heißt: Erlanger Bier – in Erlangen gebraut!

 
 

 

Georg Rottner: eine Kriegenbrunner Institution ist plötzlich von uns gegangen

Am Samstag, 30. März 2019 wurde der allseits beliebte Kriegenbrunner Metzgermeister und Wirt des Gasthauses zur Linde im Alter von fast 66 Jahren jäh aus unserer Mitte gerissen. Das bekannte Original verstarb in seinem geliebte Geburtsort Kriegenbrunn. Die Urnenbeisetzung auf dem Kriegenbrunner Friedhof am 9. April 2019 fand im Kreise unzähliger Trauergäste statt. Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft waren nur zwei von vielen positiven Eigenschaften, die diesen ganz besonderen Menschen auszeichneten. Wie kein anderer konnte er aus der Historie und dem gesellschaftlichen Leben vergangener Tage des Erlanger Südwestens und weit darüber hinaus berichten. Unvergessen werden auch die zusammen mit seinem Sohn Michael im großen Wurstkessel gebrauten „Greebrunner“ Lindenbräu Biere bleiben. Seit Jahren belieferte er das Erlanger Martini-Treffen mit warmen Leber- und Fleischkäse. Zur Kerwa lies er es sich nicht nehmen, an alle Verwandte, Freunde und Bekannte tageland frischgebackene Küchle zu verteilen. Legendär waren auch seine fränkischen Bratwürste, für die manche Liebhaber weite Strecken auf sich nahmen.

Ein ganz herzliches Vergelts Gott, Himpferla!

Ein großer Brauherr ist gegangen – Erlangen trauert um Karl Kitzmann

Foto: Sabine Ismaier
Karl Kitzmann (+ 26.12.2012)
Foto: Sabine Ismaier

In der Nacht vom 1. auf den 2. Weihnachtsfeiertag 2012 verstarb der Seniorchef der Privatbrauerei Kitzmann ganz friedlich in seinen eigenen vier Wänden. Mit ihm verliert Erlangen den letzten großen Brauherrn der biersehnsüchtigen ersten vier Jahrzehnte der Bundesrepublik Deutschland. Er hinterlässt Tochter Elisabeth mit Enkelsohn Benedikt sowie die Söhne Johannes und Peter, der seit Anfang der 1990er Jahre die Geschäfte der Privatbrauerei führt.

Untrennbar werden mit Karl Kitzmann der Aufstieg der beliebten Kitzmann Leitsorte Edelpils und der nach der Schließung der H. Henninger Reifbräu und Erich Bräu 1974/75 entwickelte Slogan „Unser Erlanger Bier“ verbunden bleiben.

Karl Kitzmann wurde wunschgemäß an der Seite seiner im Juni 2002 vorausgegangenen Ehefrau Elisabeth auf dem alten Friedhof in Ottensoos im Familiengrab der Brauereibesitzerfamilie Süß (Kronen Bräu) beigesetzt. Den Trauergottesdienst in der vollbesetzten evangelisch-lutherischen St. Veit-Kirche zu Ottensoos hielt am 3. Januar 2013 Pfarrer Dr. Wolfgang Leyk, bei dessen Sonntagspredigten in der Neustädter- und Universitätskirche Erlangen Karl Kitzmann Stammbesucher war. Gegen Ende des Trauergottesdienstes (mit gestaltet vom Männergesangsverein Ottensoos) folgten ganz persönliche Nachrufe auf den lieben Verstorbenen von Oberbürgermeister Dr. Siegfried Balleis und Konrad Dennerlein (Kitzmann Rentnergruppe).

Hier der Wortlaut der Gedenkrede von Herrn Dr. Siegfried Balleis:

„Sehr geehrte Angehörige, sehr geehrte Trauergemeinde, vor wenigen Tagen verstarb Karl Kitzmann. Alle die ihn kannten, werden ihn schmerzlich vermissen. Sein Leben war geprägt von großem bürgerschaftlichem Engagement, großer Herzlichkeit und vor allem Rechtschaffenheit. Besonders beeindruckend war die Ruhe, die er ausstrahlte und auch seine Besonnenheit. Die Stadt Erlangen sowie ihre Bürgerinnen und Bürger haben dem Verstorbenen viel zu verdanken.

Lassen Sie uns zurückblicken: Karl Kitzmann trat nach seiner Lehre zum Brauer und einer anschließenden kaufmännischen Ausbildung in den elterlichen Betrieb ein. Er leitete die Brauerei Kitzmann mehr als 40 Jahre und stand seinem Sohn und Nachfolger als guter Ratgeber zur Seite. Karl Kitzmann machte aus der kleinen Brauerei ein nicht nur in Erlangen sondern auch in der Europäischen Metropolregion Nürnberg angesehenes mittelständisches Unternehmen, das sich tapfer auf dem Markt behauptet.

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Vom Erfolg des Familienunternehmens hat auch die Stadt Erlangen profitiert, die dem Unternehmer Karl Kitzmann im Jahr 1989 den Ehrenbrief für Verdienst auf dem wirtschaftlichen Gebiet verlieh. Karl Kitzmann hat sich als Unternehmer und Privatperson in vielfältiger Weise für unser Gemeinwesen eingesetzt. Die Begleitung von sportlichen und kulturellen Veranstaltungen, wie seine langjährige Unterstützung der Veranstaltung „Jugend musiziert“, und sein Einsatz für unsere Umwelt seien hier nur beispielhaft erwähnt.

Ein besonderes Augenmerk hat Karl Kitzmann auch auf die Erlanger Städtepartnerschaften gelegt. Zahlreichen Gästen und Freunden aus dem internationalen Ausland, vor allem aus Rennes, war er ein freundlicher Gastgeber.

Verehrte Trauergemeinde, wir werden Herrn Karl Kitzmann nicht nur als große Unternehmerpersönlichkeit sondern auch als Freund vermissen und ihn ehrenvoll in Gedenken halten. Wir danken in Freundschaft und Verbundenheit für sein Lebenswerk und begleiten Karl Kitzmann auf seinem letzten Weg.“

Auf Wunsch der Hinterbliebenen, die sich tapfer an diesem nasskalten Januarnachmittag den persönlichen Beileidsbekundungen am Grab des Verstorbenen stellten, sollte von Blumen- und Kranzspenden abgesehen werden. Stattdessen erbaten Sie eine Spende zum Schutz der Erlanger Gewässer auf das Spendenkonto Nr. 300000116 bei der VR-Bank Erlangen-Höchstadt, BLZ 763 600 33. Im Anschluss an den Gottesdienst und die Beerdigung auf dem alten Friedhof Ottensoos lud die Familie Kitzmann die gesamte Trauergemeinde in den Gasthof Zur Einkehr der Familie Güthlein in Erlangen-Büchenbach.

Die Bierstadt Erlangen hat eine ihrer wichtigsten Persönlichkeiten verloren. Wir werden Karl Kitzmann in bester Erinnerung behalten und ihm stets ein ehrendes Gedenken bewahren.

Werner Dummert nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben

Werner Dummert
Werner Dummert beim H. Henninger Reifbräu-Veteranentreffen am 26.03.2009
Urnenbestattung unter den Bäumen des Bruckes Friedhofes
Urnenbestattung unter den Bäumen des Bruckes Friedhofes

Am 5. Dezember 2012 starb der gelernte Brauer und Mälzer Werner Dummert in den Armen seiner lieben Frau Gitti. Er wurde 77 Jahre alt. Der beliebte Sonnenblick-Siedler, Hobbyangler, Hühnerzüchter  und Bratwurstmacher war viele Jahre als Biersieder wichtigster Mann im Sudhaus der H. Henninger Reifbräu an der Kuttlerstraße. Er blieb der Ende 1974 geschlossenen Traditionsfirma Zeit Lebens emotional eng verbunden, zu der er nach  einem beruflichen Auflug zu Brauereien in Köln und Leverkusen ende der 1950er Jahre zurückgekehrt war.

Wie viele andere Erlanger Biertrinker fand er ab 1975 im Kitzmann Edelpils ein neues Lieblingsbier, dem er sich gerne unter seinem Kirschbaum oder im Wintergarten zuwandte. Seine Urne wurde am Freitag, 21.12.2012, im Beisein einer großen Trauergemeinde  an Baum Nr. 10, im neuen Baumfeld des Brucker Freidhofes, beigesetzt. Wir werden Werner Dummert in sehr guter Erinnerung behalten!

 

Herzlichen Glückwunsch zum 85. Geburtstag Karl Kitzmann

Foto: Sabine Ismaier

Am Sonntag, 3. April 2011, feierte Karl Kitzmann, Seniorchef der gleichnamigen Privatbrauerei, seinen 85. Geburtstag. Wir gratulieren ihm zu seinem Ehrentag aufs Herzlichste und wünschen ihm auch für die Zukunft Gesundheit und alles Gute. Der Spross einer Familie, die bereits im Jahr 1833 den Erlanger Traditionsbetrieb erworben hatte, erlernte das Brauerhandwerk u.a. bei der H. Henninger Reifbräu, woran sich einige Henninger-Veteranen noch heute gerne erinnern. Zunächst Prokurist und nach dem Tod des Vaters 1967 Firmeninhaber, leitete er bis Anfang der 1990er Jahre den Sudbetrieb in den Zeiten seiner größten Expansion und der größten Absatzerfolge (von der Rückbesinnung auf in Erlanger gebrautes Bier nach der Schließung von H. Henninger Reifbräu und Erich Bräu in den 1970er Jahren bis hin zum Bierboom in den deutschen Wendejahren 1990/91). Stets unterstützt und begleitet wurde er von seiner Ehefrau Elisabeth, die mit der Ottensooser Kronen Bräu im Nürnberger Land ihre eigenen familiären Brauereiwurzeln hatte. Nach deren schwerer Erkrankung pflegte er sie (zusammen mit den Kindern) viele Jahre lang bis zu ihrem Tod im Juni 2002.

Freuen wir uns auf ein Wiedersehen mit Karl Kitzmann auf der 256. Erlanger Bergkirchweih im Juni d. J. und im kommenden Jahr, wenn es gilt, den 300. Geburtstag der Privatbrauerei Kitzmann würdig und angemessen zu feiern.

 

Frau Maximiliane Reuter 86-jährig verstorben

Maximiliane Reuter † 8. Januar 2010; Foto: Dr. Friedrich Reuter (Juli 2008)

Am 8. Januar 2010 starb die am 24. Juli 1923 geborene Frau Maximiliane Reuter, geb. Resenscheck. Frau Maximiliane Reuter war die letzte Geschäftsführerin der Erlanger Limonaden- und Essigfabrik Resenscheck, Katholischer Kirchenplatz 13.

Im Jahr 1878 hatte die Familie Resenscheck den bereits 1810 in Erlangen gegründeten Betrieb übernommen und setzte neben der Produktion von Essig, Mineralwasser, Limonaden, Spirituosen, Obst- und Beerenweinen bald auch auf den Flaschenbierexport. Hierzu wurde aber nicht selbst Bier gebraut, sondern im Fass erworbener Gerstensaft Erlanger Brauereien in eigene Flaschen gefüllt, pasteurisiert und anschließend bis nach Übersee versandt. In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre verkaufte die Familie Resenscheck ihren nicht mehr benötigten Burgbergkeller an die Kitzmann Bräu, der seitdem Teil des Entlas-Keller-Ensembles ist. Auf der Bergkirchweih wurden die Resenscheckschen Limonaden hauptsächlich von der Familie Steinmüller am Hofbräu Keller verkauft. Anfang der 1960er Jahre musste Frau Reuter die Essig- und Limonadenproduktion aufgrund rückläufiger Umsätze und eines hohen Investitionsbedarfs einstellen.

Die Affinität zum Essig ließ Frau Reuter zeitlebens nicht los, so bestand sie auch in späteren Jahren bei der Bereitung ihrer Speisen auf 5 %igen Branntweinessig – mit Wein-, Apfel- oder gar Himbeeressig konnte man bei ihr keinen Staat machen! Zu ihrem 85. Geburtstag 2008 wartete Jochen Buchelt mit einer besonderen Überraschung für sie auf: Er stand mit einem Kasten Schlucki-Limonaden der Fa. Getränke Schuler Bamberg vor der Tür, was bei Frau Reuter ein ungeahntes Aha-Erlebnis erzeugte. Schließlich hatte die Fa. Resenscheck in den 1950er und 1960er Jahren selbst Limonaden der Lizenzmarke Schlucki hergestellt.

 

 

 

Henninger-Reif-Bräustüb`l in Nürnberg (Oktober 1944)

Gastwirtschaft "Henninger-Reif-Bräustüb`l"
Gastwirtschaft "Henninger-Reif-Bräustüb`l"

Beim Bombenangriff am 03.10.1944 wurde das  Haus der Metzgerei Fruth (gegründet 1896) Ecke Gibitzenhofstraße/ Leibnizstraße zerstört. Eigentliches Angriffsziel war das MAN-Werksgelände.

Links an der Ecke Gibitzenhofstraße/Humboldtstraße die Gastwirtschaft „Henninger-Reif-Bräustüb`l“ der Erlanger Brauerei H. Henninger Reifbräu AG.

Nach Herrn Fruth sen. trafen sich an der rechten Ecke regelmäßig Bierführer verschiedener Brauereien mit ihren pferdebespannten Wagen auf ihren Auslieferungstouren durch die Nürnberger Südstadt. Die Anwohner kehrten anschließend immer die „Rossäpfel“ auf, um sie als Gartendünger zu verwenden.

 

Der Bergkönig hat Leinwand und Maßkrug für immer in die Ecke gestellt

Erhard "Pinsl" Königsreuther, † 12. März 2009 ; Foto: Sabine Ismaier

Am 12. März 2009 verstarb der selbsternannte „König der Bergkirchweih“ Erhard „Pinsl“ Königsreuther in „seinem“ Atelier Westliche Stadtmauerstraße 19. Das eigenwillige Erlanger Original hätte im August 2009 seinen 82. Geburtstag feiern können. Nicht zuletzt durch seine Auftritte auf dem Erich Keller wurde der pfiffige Kunstmaler mit dem spitzbübischen Blick und dem starken Hang zur Feuchtfröhlichkeit einem größeren Publikum bekannt. Immer wieder zahlte er seine (Zech-)Schulden mit selbstgemalten Bildern, sodass sich heute einige Hundert davon im Erlanger Privatbesitz befinden. Es ist also nur noch eine Frage der Zeit, wann – vorzugsweise während der Bergkirchweih – die erste Ausstellung „Bergkönig Pinsl – Leben und Werk“ veranstaltet werden wird.

Jahrzehntelang war der Pinsl – viele kannten gar nicht seinen bürgerlichen Namen – ganz fester Bestandteil des Erlanger Kirchweih- und Bierfestlebens (in der wärmeren Jahreszeit) sowie der innerstädtischen Kneipenszene. Bereits in den 1970er Jahren hatten es ihm u.a. die griechisch geführten Wirtschaften in der Ostvorstadt angetan: in der Gaststätte Deutsches Haus (Luitpoldstraße) beglich er seine aufgelaufenen Rechnungen mit mindestens 7 Bildern und im Hafen von Piräus (Stubenlohstraße) gab es einen Kompensationsauftrag zur Gestaltung der nördlichen Nebenzimmerwand mit einer altgriechischen Szenerie (doch das Gemälde blieb jahrelang unvollendet und wurde schließlich übertüncht).

Zu seiner Aussegnungsfeier auf dem Erlanger Zentralfriedhof am Montag, 23. März 2009, kamen noch einmal Weggefährten, Getreue und Fans des selbsternannten Bergkönigs zusammen, um sich von ihm zu verabschieden, und Thomas „Wulli“ Wullschläger ließ es sich dabei nicht nehmen, ganz speziell für den guten Pinsl in die Saiten seiner Gitarre zu greifen. Danach ging es zum „standesgemäßen“ Leichentrunk ins Cafe Markgraf am Marktplatz.

Der Pinsl ist tot – Erlangen ist um ein Original ärmer geworden (wie die Betreiber des Erich-Kellers in einer Traueranzeige feststellten) und doch lebt er weiter, denn so schnell wird man den spitzbübischen Künstler, bierseligen Kauz und Bewahrer vor allem der eigenen Freiheit in Erlangen sicher nicht vergessen.

 

Alles, alles Gute – zwei Erlanger Wirtinnen-Institutionen feierten runde Geburtstage

Im Juli 2008 konnte Marga Trautner, Ehefrau des legendären, im Jahr 1992 viel zu früh verstorbenen Toni Trautner (Trautners Zelt auf der Bergkirchweih, Hotel und Fischküche Silberhorn) ihr 80. Wiegenfest feiern.

Direkt vor der Büchenbacher Kirchweih Anfang August 2008 stand der 60. Geburtstag von Marga Güthlein an. Die Betreiberin der Metzgerei und des Gasthauses Zur Einkehr (zusammen mit ihrem Ehemann Heinz, der wie sein Vater mehrfach den Erich-Keller auf der Bergkirchweih bewirtschaftete), wollte sich aber angesichts des bevorstehenden Höhepunktes im Jahreslauf der Büchenbacher Feste nicht groß feiern lassen, sondern lud ihre Gästeschar erst im „stilleren“ Herbst zu einer nachträglichen Festlichkeit.

 

Brauereidirektor a.D. Herbert Kienle im 99. Lebensjahr gestorben

Herbert Kienle im Jahr 2003..., † 26. Juni 2006

Herbert Kienle, von 1946 bis 1973 Direktor der Erlanger Erichbräu, ist am 26. Juni 2006 im Alter von 98 Jahren an seinem Altersruhesitz in Garmisch-Partenkirchen verstorben. Nach erfolgreichem Studium in Weihenstephan war der Diplom-Brauereiingenieur zunächst bei der Löwenbräu in München und der Schultheiß-Brauerei in Berlin beschäftigt. Es folgte die Einberufung zur Wehrmacht, die Teilnahme am 2. Weltkrieg und amerikanische Kriegsgefangenschaft. Ab Herbst 1945 stand er der Brauereiwirtschaft wieder zur Verfügung; die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank setzte ihn ab Januar 1946 als Direktor ihrer Tochtergesellschaft Erlanger Exportbierbrauerei Franz Erich GmbH ein. Herbert Kienle blieb der Erichbräu bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1973 treu. Höhepunkte seines Erlanger Schaffens waren u.a. die Jubiläums-Bergkirchweih 1955 (zeit-gleich mit dem damals gefeierten 225. Firmengeburtstag), der Einbau eines neuen Öl befeuerten Sudhauses 1959, die Feierlichkeiten „600 Jahre Stadt Erlangen“ 1967, aber auch der zum Scheitern verurteilte Versuch, Plastikmaßkrüge auf der Bergkirchweih am Erich-Keller einzuführen (1970). Ab den 1960er Jahren war die Erichbräu für ihre Pilskompetenz berühmt – doch nicht nur diese Biersorte glänzte durch ein besonders herbes Hopfenaroma, auch das Erich-Bergkirchweihbier wurde hierfür geliebt!

In den Jahren des Wirtschaftswunders setzte die Erichbräu auch viele studentische Ferienarbeiter ein. Der aus heutiger Sicht bekannteste Werkstudent war Mitte der 1960er Jahre der spätere Vorstandsvorsitzende der Siemens AG Heinrich von Pierer. Trotz der immer positiven Geschäftsergebnisse der Erichbräu wurde diese „Ertragsperle der Hypo-Brauereibeteiligungen“ 1972 in den neu gegründeten Brauereikonzern Patrizier Bräu AG eingebracht und musste nur 2 Jahre nach dem ruhestandsbedingten Ausscheiden

... und am 24. April 2006 bei einer Verkostung des neuen Steinbach Bergbierjahrgangs.

Herbert Kienles schließen. Herbert Kienle war als geachteter Brauereidirektor Teil der Erlanger Gesellschaft. Hier seien beispielhaft sein Amt als 1. Schützenmeister der Königl. Privil. Hauptschützengesellschaft Erlangen und seine Ehrenmitgliedschaft beim Turnverein 1848 Erlangen genannt. Er war Mitglied einer Stammtischrunde wichtiger Erlanger Persönlichkeiten, die sich ganz nobel „Donnerstagsgesellschaft“ nannte. Die drei Autoren des im Jahr 2000 erschienenen Buches über die Erlanger Brauereigeschichte „…Ein Erlanger bitte!“ lernten ihn als kompetenten Gesprächspartner kennen, von dem sie bei persönlichen Begegnungen viele Fakten und Hintergründe zu ihrem Thema erfuhren. Daraus entstanden regelmäßige Kontakte, die für Herbert Kienle eine gerne genutzte Brücke zur Stadt seines beruflichen Wirkens wurden und bis zu seinem Ableben anhielten. Die Beisetzung fand am 3. Juli 2006 im Kreise seiner Familie auf dem Friedhof in Garmisch statt.