150 Jahre in Familienhand: Die Mälzerei und Brauerei Steinbach

Am 1. Adventssonntag, 27. November 2011, hatte die Familie Gewalt in ihr Brauereimuseum an der Vierzigmannstraße geladen, um zusammen mit etwa 60 Gästen 150 Jahre Familienbautradition zu feiern. Mit dabei u.a. der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann, Erlangens Oberbürgermeister Dr. Siegfried Balleis und Stadtarchivar Dr. Andreas Jakob, der in einer vielgelobten launigen Rede Erlangen, das Bier und die Steinbach Bräu hochleben ließ. Zu diesem Jubiläum, das sich auf das Jahr 1861 bezog, als Carl Steinbach den Eheleuten Bechert die Brauerei am Bayreuther Tor für 31.000 Gulden abkaufte, hatten sich die Braumeister Christoph Gewalt und Roman Gause ein ganz besonderes Festbier ausgedacht: Die obergärige Hopfenkrone, die mit dem Aroma der drei Edelhopfensorten Opal, Smaragd und Saphir den Biergenießergaumen bestach. Der im Dekoktionsverfahren (eine Teilmaische) hergestellte hopfenfruchtige Trunk erreichte bei 13,4 % Stammwürze einen Alkoholgehalt von etwa 5,5 % vol.

Anno 1686 – 325 Jahre Entlas Keller

Fritz Engelhardt lud zu seinem Keller ein und viele Besucher sollten ihm zur 325-Jahr-Feier willkommen sein.

Im Entlas Keller am Erlanger Burgberg befindet sich ein Inschriftenstein, den man mit etwas Mühe wie folgt deuten kann: „Das ist der erste Felsenkeller in diesem Berg, welchen Heinrich Windisch, Mälzer und Biersieder, vor dem oberen Tor hat hauen lassen, den 4. November Anno 1686.“ Somit war es für Kellerwirt Fritz Engelhardt ein selbstverständliches Bedürfnis, genau 325 Jahre später am 4. November 2011 (just am Tag des Erlanger Martini-Treffens) in sein „Kellerreich“ einzuladen, um dort die Menschen bei Freibier (Kitzmann Kellerbier 1904), kostenlosen Güthlein-Bratwürsten und Guldens Zwiebelfladen mit einem ganz besonderen Spektakel zu beglücken: Die Gäste konnten sich um brennende Schwedenfeuer scharen, eine informative Beamershow über die Erlanger Bier- und Stadtgeschichte samt musikali-scher Umrahmung genießen, die Inschrift im Keller bewundern sowie sich von historisch gekleideten Akteuren, Kaltblütern und Schafen in ackerbürgerliche Stimmung versetzen lassen.

Einer der Höhepunkte der Veranstaltung war das vierspännige Pferdefuhrwerk der Privat-brauerei Kitzmann, das Brauherr Peter Kitzmann auf Wunsch von Fritz Engelhardt umrahmt von vier Bierköniginnen vorfahren ließ. Alles in allem ein schöner, von milder Witterung ge-hätschelter Novemberabend im Zeichen des Erlanger „Bierbergs“, wobei sich die beiden Pa-rallelveranstaltungen nichts gegenseitig wegnahmen, sondern die Menschen zueinander führten. So wie es sich Fritz Engelhardt auch mit seinen Schwedenfeuern dachte, um die er einander (noch) unbekannte Menschen „beim Biere“ versammeln wollte. Hierzu erhielt jeder Besucher bei der Ankunft einen angewärmten Stein in die Hand gedrückt, auf dem die Nummer des ihm zugedachten Feuerplatzes vermerkt war …!

Das 6. Erlanger Martini-Treffen

Am Freitag, 4. November 2011, trafen sich ab 15.30 Uhr nun schon zum 6. Mal „am Freitag vor dem Martinstag“ die Liebhaber der Königssorte der Obergärung, um gemeinsam auf dem Henninger Reifbräu Keller bei Martinswecken, Guldenbrezen, Bierobatztem, warmem Fleisch- und Leberkäs` vom Georg Rottner aus Kriegenbrunn sowie den obligatorischen Gewürzgurken aus Straubing die Dämmerung eines milden Herbsttages zu erleben. Dazu gab es neben den köstlichen hellen Weizenböcken des Erlanger Braugewerbes, also von Kitzmann und Steinbach, insgesamt 7 hobbygebraute Weizenböcke, zu denen die heuer auch wieder vortrefflich geratenen Erlanger Martini-Trefferla (Butterplätzla von Susanne Uano) vorzüglich mundeten.

Mit dabei: René Ermler vom Braukontor mit seinem Weizenbock „Vollrausch“, der BuWeiBo der Ranchbräu Erlangen mit einem Hauch Rauch (dahinter stehen Erich Pauer und Josef Kublischek), Nicola Wagner mit ihrem Rumpelstielzchen-Weizenbock, die Vierbräu hatte ihren Catanus-Weizenbock dieses Mal mit Original Erlanger Südstadthopfen aus der Aufseßstraße veredelt, Jürgen Sommer mit seinem Sommikuß-Rauchweizenbock sowie Walter Geißler vom Nürnberger Weizenbierglas-Museum, der es sich nicht nehmen ließ, aus der ehemaligen freien Reichstadt mit einem äußerst lebhaften (d.h. aufschäumenden) Whiskymalz-Weizenbock aufzuwarten, um vor allem die Freunde der schottischen Insel Islay zu erfreuen. Zum ersten Mal dabei war der fast 13-jährige Michael Rottner aus Kriegenbrunn, der unter der Bezeichnung „Greebrunner Lindenbräu“ seinen süffigen Michelsbock präsentierte – hergestellt natürlich nur aus Interesse an der Bioverfahrenstechnik. Für die alkoholische Seite des hobbygebrauten Elixiers trug selbstverständlich dessen Vater Georg die Verantwortung.

So konnte Jochen Buchelt wieder einmal viele vereinen, die für das Erlanger Bier stehen: von Peter Kitzmann – samt charmanter Bierköniginnenbegleitung – über die Familie Gewalt (Steinbach Bräu) und technischen Belegschaftsmitgliedern beider Brauereien bis hin zu den ausgesprochenen Fans dieses Treffens wie der vielköpfigen Hobbybrauergilde. Die Begeisterung war so groß, dass sich mancher Besucher bereits den Termin für das 7. Erlanger Martini-Treffen am Freitag, 9. November 2012