100 Tage bis zum Berg

Am Faschingssonntag, 6. März 2011, trafen sich – wie jedes Jahr – die Erlanger Bier- und Bergfans am Erich Keller (trockene Witterung, ca. 4 °C Außentemperatur), um sich bei einem guten Schluck gemeinsam auf die 256. Erlanger Bergkirchweih und die beginnende Biergarten- bzw. Kellersaison zu freuen. Lesen Sie hier zu Fotoimpressionen von Sabine Ismaier, wie Kreisheimatpfleger Dr. Manfred Welker aus Herzogenaurach über die „sich selbst organisierende“ Veranstaltung im Fränkischen Tag (Ausgabe C) vom 07.03.2011 berichtet hat. Herzlichen Dank für die freundliche Genehmigung der „Zweitverwertung“.

„100 Tage bis zum Berg. Dieses Tatsache galt es am Faschingssonntag in Erlangen ausgiebig zu würdigen. Auch in diesem Jahr war das Treffen hauptsächlich etwas für die einhundertprozentig Überzeugten.

Seit 1983, also heuer zum 29. Mal, werden mit einer Zeremonie die letzten 100 Tage bis zum Berg angezählt. Erstmals war dies am 13. Februar 1983 der Fall. Hannes Hacker erinnert sich noch sehr gut daran, damals saßen sie zu zweit auf den Bänken am Bergkirchweihgelände. Eine Kleinanzeige für das Jahr 1984 brachte etwas mehr Publikum. Hacker sorgte auch zur Beginn mit seinem Blechblasinstrument für die musikalische Umrahmung. Inzwischen hat sich das Ereignis auch ohne Werbung als Selbstläufer entpuppt. Viele haben es sich sicherlich in ihrem Terminkalender rot angestrichen. Der Beginn wurde auf 11 Uhr terminiert, weil viele danach noch nach Bruck auf den Faschingszug gehen wollen.

Für Hacker ist ausschlaggebend, daß jeder sein Essen selber mitbringt, dadurch weist das Angebot eine breite Vielfalt auf. Am Anfang hatten die Initiatoren selber ein Faß Bier mitgebracht, was heute natürlich nicht mehr reichen würde.

Für ihn ist diese Auftaktveranstaltung schöner als die eigentliche Kerwa, weil sich hier alles auf das Wesentliche reduziert: Gutes Bier, eine gute Brotzeit und vor allem keine laute Musik. Eigentlich der gleiche Antrieb wie bei einem Frühschoppen auf einem richtigen fränkischen Bierkeller. Und am liebsten ohne kommerzielle Seiten. „Wir hätten gerne, daß es so bleibt!“, so Hacker.

Daß sich trotz der winterlichen Witterung zahlreiche Erlanger, ganze Familien mit Kind und Kegel, alte Erlanger und Neubürger auf dem Erich-Keller eingefunden hatten, spricht für die Bedeutung des Termins. Bei schönem Wetter kann schließlich jeder kommen, war die einhellige Meinung. Aber wenn die Umrahmung stimmt, paßt das natürlich noch viel besser.

Passend dazu war die musikalische Umrahmung mit dem Bläserchor Frauenaurach unter Ernst Moritz. Später spielten noch die legendären Flying Tigers.

Punkt elf Uhr, als die Glocken der Altstädter Kirche ihren Klang vernehmen ließen, stimmten die Musiker ein Stück an und es wurde das erste Bier gezapft.

Dazu zählten gestiftete Fäßchen Storchenbier der Steinbach-Brauerei. Es fließt als die beliebteste Sorte bei Steinbach aus dem Zapfhahn, wie Braumeister Roman Gause verriet, der von Seniorchef Dieter Gewalt und Juniorchef Christof Gewalt unterstützt wurde.

Außerdem waren noch weitere „Gebinde“ mit flüssigem Gold aus der Region vor Ort, aus denen meist gegen eine kleine Spende gezapft werden konnte.

Dazu zählte von der Junkersdorfer Kommunbrauerei ein Kellerbier, das Kurt Adler und Axel Fella mitgebracht hatten. Von Gerhard Baier ein „Bayernturm Kerwabier“, ein Rauchweizenbock von Josef Koblischek aus Buckenhof. Bernd Schirmer vom gleichnamigen Schirmer-Bräu hatte ein Märzen im Angebot, das als einziges im Erich Keller auf dem Bergkirchweihgelände reift und lagert.

Als „Unterlage“ waren zwei Körbe mit Gulden-Brezen sehr geeignet, die Bäckermeister Georg Gulden höchstpersönlich vorbeibrachte. Der Party Service Günther Knaus aus der Luitpoldstraße sorgte für einen heißen Kartoffeleintopf. Außerdem versorgte die Familie Müller, die alljährlich mit einem Bratwurststand und Müllers Bergstation am Weller-Keller am Berg vertreten ist, die Hungrigen mit fränkischen Bratwürsten.

Nach diesem gelungenen Auftakt steht eigentlich einer guten Bergkirchweih nichts mehr im Wege. Es ist zu hoffen, dass das Wetter zur Bergkirchweih besser ist. Schließlich handelt es sich heuer, bedingt durch den zweitspätesten Ostertermin überhaupt, um eine Bergkirchweih Mitte Juni. Man kann gespannt sein.“

Dr. Manfred Welker

 

 

 

 

 

 

 

… und während die Steinbach Bräu mit den Hobbybrauern auf dem Berg vertreten war, präsentierte sich die Privatbrauerei Kitzmann beim Brucker Faschingszug mit ihrem Doppeldeckerbus und den Bierköniginnen. Als speziellen Fassnachts-Bonbon hatte Peter Kitzmann außerdem Preise für die originellsten Zuggruppen ausgelobt.

Kochen und Genießen mit Johann Polster und Peter Kitzmann

Aus Anlass der 100-jährigen Zusammenarbeit der Familien Polster (Gasthaus Polster Erlangen-Kosbach) und Kitzmann (Privatbrauerei Kitzmann Erlangen) wurden im Winterhalbjahr 2010/2011 von November bis März ganz spezielle Bierkochkurse im Sudhaus der Kitzmann Bräu unter Leitung von Restaurantchef Johann Polster und Brauereichef Peter Kitzmann veranstaltet. Dabei wurde dem angenehm kleinen Teilnehmerkreis alles über die Bierherstellung (einschließlich einer sehr interessanten, äußerst kurzweiligen Brauereiführung durch den Hausherren), Bierpflege und Sortenzuordnung nahegebracht. Auch Küchenmeister Johann Polster, der von seinen Mitarbeitern/innen Mona und Peter unterstützt wurde, zeigte Kochkunst vom Feinsten und offenbarte so manches Geheimnis der exzellenten Küche.

Wir waren am Donnerstag, 24. Februar 2011, dabei (die Zeit von 17.00 bis nach 23.00 Uhr verging wie im Fluge) und durften im Zeichen des Erlanger Gerstensaftes die Entstehung eines herrlichen Menüs begleiten:

Vorspeise: Ziegenkäse-Mousse mit Scampi, Oliven und Rucola. Bierempfehlung: Kitzmann Hefeweizen hell.

Suppe: Schaumsüppchen von Kräutern aus dem Knoblauchsland. Bierempfehlung: Kitzmann Edelpils.

Hauptgang: Rinderrücken in der Kräuterkruste mit geschmortem Ochsenschwanz, Macairekartoffeln und Gemüsebukett. Bierempfehlung: das dunkle Kitzmann Jubiläums-Erlanger.

Nachspeise: Lauwarme Schokoladenflan mit Blutorangensüppchen und Schmandeis. Bierempfehlung: der geniale, mehrfach prämierte Kitzmann Weißbierbock hell.

Alles in allem eine rundum gelungene, physisch und psychisch erfüllende Veranstaltung, die ihr Geld wert war (65 € pro Person) und hoffentlich in ähnlicher Form im Winterhalbjahr 2011/2012 ihre Fortsetzung findet.

 

Steinbach „Hopfenfrucht“ – eine neue, obergärige Bierkreation mit Köstlichkeitsfaktor

Die hochfeine Aromahopfensorte Saphir, die erst im Jahr 2002 zugelassen wurde und seit der Ernte 2004 marktrelevant ist, war Basis einer neuen Steinbachbräu-Bierkreation, die am Freitag, 04.02.2011, als Bier des Monats Februar in der Erlanger Altstadtbrauerei präsentiert wurde.

Gast des Abends war Diplom-Braumeister Bruno Winkelmann, der als Repräsentant der Hopfenhandelsfirma Hopsteiner aus Mainburg sehr viel Wissenswertes zu erzählen hatte und das Gesagte mit 5 Hopfensorten aus Hallertauer Ernte des Jahres 2010 unterstrich: Zum optischen und geruchlichen Vergleich waren die Bittersorte Herkules und die Aromasorten Hallertauer, Hallertauer Tradition, Spalter Select und (der Star des Abends) Saphir in getrockneter Doldenform ausgelegt.

Junior- und Seniorchef der Steinbachbräu Christoph und Dieter Gewalt hatten ihre Brauer-Auszubildenden um das Probierfass der Neukreation „Hopfenfrucht“ geschart, wobei es Braumeister und frisch gebackenem Biersommelier (Doemens-Akademie Oktober/November 2010) Roman Gause vorbehalten blieb, sein neu erworbenes Wissen auf dieses herrliche Bier anzuwenden: Die hochfeine Aromasorte Saphir aus dem sog. Saazer Formenkreis bewirkt ein überaus fruchtiges Aroma, das bestens mit der obergärigen Hefe und dem dunklen Malz harmoniert. Das absolut nicht bittere Aromaprofil lässt Anklänge u. a. in Richtung Zitronenmelisse erkennen. Das im Zweimaischverfahren hergestellte, endvergorene Bier (laut Christoph Gewalt lag bereits im Gärkeller ein bisher nicht gekannter „gigantischer“ Hopfenduft) besticht durch seine Süffigkeit und seinen herrlich runden Geschmack.

Es muss aber, wie immer bei solcher Art köstlichem Trunk, als gefährlich eingestuft werden. Aus den 14,8 % Stammwürze haben sich etwa 6,1 % vol.alc. gebildet, die einen verantwortungsvollen Umgang mit dem edlen Stoff erforderlich machen. Mildern kann die Wirkung allerdings auch die Speisenempfehlung des Biersommeliers Roman Gause zur Steinbach-Hopfenfrucht: blaue Zipfel oder fränkischer Sauerbraten.

Fitness in den Helbigschen Malzkellern

Im Jahr 2010 übernahm Herr Georg Weid die geräumigen Gewölbekeller unter dem stattlichen Gebäude Vierzigmannstraße 28 – 32 von Herrn Helmut Schardt, der hier seit Mitte der 1980er Jahre ein weit über die Grenzen Erlangens hinaus bekanntes Fitnesscenter betrieb.

Am Samstag, 15. Januar 2011, war Tag der offenen Tür in den völlig umgestalteten und neu konzipierten Räumlichkeiten, die jetzt unter der Überschrift „Fitnesslounge“ ein umfassendes Angebot für Fitness, Gesundheit, Wellness und Kampfsport beherbergen.

Sehen Sie einige Fotoimpressionen von den beeindruckenden Gewölbekellern, die ihre erste Bestimmung darin hatten, Unmengen von Grünmalz entstehen zu lassen: Hier betrieb die Helbigsche Brauerei, vormals Brauerei Heinrich Henninger Erlangen, ab den 1870er Jahren ihre eigene Großmälzerei, um während der Jahre des Erlanger Bierexportbooms immer ausreichend mit dem wichtigen Rohstoff Gerstenmalz versorgt zu sein. Die Kellergewölbe der Fitnesslounge bezeugen durch ihre Weitläufigkeit noch heute die Bedeutung dieser ehemaligen Flaggschiffbrauerei, die hier auf Kalksteinböden ihre Sommergerste bei idealen Bedingungen keimen ließ.

Nach der Fusion der Helbigschen Brauerei, mit der Brauerei Gebr. Reif, Erlangen zur H. Henninger Reifbräu Erlangen verlor die Mälzerei in der östlichen Altstadt an Bedeutung; sie wurde schließlich nach dem 1. Weltkrieg stillgelegt. Die Gebäude wurden 1920 an die Konsum- und Spargenossenschaft Erlangen verkauft, die daraufhin hier u.a. eine Großbäckerei einrichtete.