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Steinbach-Fastenbock – eine Starkbierköstlichkeit ohne markigen Eigennamen

Zu Beginn der Fastenzeit am Montag, 18. Februar 2013, hatte die Steinbach Bräu zur Präsentation ihrer neuen untergärigen Starkbierkreation ins Sudhaus geladen. Da wusste noch keiner der Gäste, dass das zum Anstich bereitstehende Holzfass in Kühlkeller vertauscht worden war und ihnen nach Ansprache durch den Hausherrn und drei gekonnten Anzapfschlägen zunächst ein Storchen-Vollbier gereicht wurde. Nach der ersten Verkostung … „dass man einen Bock so unalkoholisch herbringt!?!“ wurden die etwas zweiflerischen, aber dennoch sehr gutgläubigen Mienen über das Malheur, das eher ein zum Lachen reizender Gag war, aufgeklärt.

Fotos: Sabine Ismaier

„Flüssiges bricht Fasten nicht“, daher spielte das Starkbier in den Klöstern eine ganz besondere Rolle, wie Christoph Gewalt betonte, der zunächst hervorhob, dass der Ursprung des Bockbieres in der niedersächsischen Stadt Einbeck liegt und exportiertes Starkbier von dort als „Ainpöckisches Bier“ nach Altbayern exportiert wurde. Daraus wurde bald Bockbier – vielfältig mit dem Kopf eines Ziegenbockes illustriert. Christoph Gewalt ging bei seinem klösterlichen Exkurs (die Mönche hatten ein Bierkontingent von bis zu 10 Litern am Tag!) insbesondere auf das Benediktinerkloster in St. Gallen ein, welches einmal über drei komplette Brauereien verfügte. Da wurde dann ein Conventus, ein sehr einfaches dünnes, meist gar nicht richtig vergorenes Bier und das Cerevisia, das alltägliche Bier, gebraut. Zudem gab es das Celia, das kräftige Starkbier, das allerdings nur dem Abt, hohen Herren und Gästen des Klosters vorbehalten blieb. Im St. Gallener Kloster waren einmal über 100 Mönche allein mit Bierbrauen beschäftigt.

Jetzt aber zum Steinbach-Fastenbock, der den Erlangern und ihren Gästen seit dem 18. Februar 2013 als „Bier des Monats“ der Altstädter Spezialitätenbrauerei das Leben flüssig versüßt: Pilsener Malz, Münchner Malz und Sauermalz – alles aus dem eigenen Hause – ergeben bei einer Stammwürze von 16,9 % satte 6,95 % vol. Alkohol. Und die haben es nach 6 Wochen kalter Lagerung in sich, zumal das unfiltrierte, bernsteinfarbene Elixier sein Aroma aus vier Gaben der aus den USA stammenden Spezialaromahopfensorte Cascade bezieht. Zwei Kochgaben, eine Whirlpoolgabe und eine zusätzliche Kalthopfungsgabe sorgen für 34 Bittereinheiten, die ganz zitrusfruchtig wahrgenommen werden (manche sagen auch „maracuja-artig“) und nicht einmal im Nachtrunk eine stark nachhängende Bittere im Mundraum erzeugen.

Da ist Christoph Gewalt und seinem Braumeister Roman Gause eine wirklich köstliche untergärige Starkbierspezialität gelungen, die ihren fassfrischen Preis von 3,50 € für den halben Liter wahrlich wert ist.

Bleibt nur die Frage, ob das vertauschte Fass vom Anstich mit seinem Storchenbierinhalt vielleicht darauf hindeutet, dass die Steinbach-Störche heuer ganz besonders früh auf ihren Kamin zurückkehren. Das seit Jahren beliebte Storchenquiz läuft bereits. Sie können tippen, wann der erste Storch sich auf dem Mälzereischlot zurückmeldet und mit etwas Glück ein solches Fass für die heimische Party gewinnen. Bleiben wir beim Stichwort Party: Der Empfänger des vertauschten Anstichfasses wird große Augen gemacht haben, als er statt des bestellten Vollbiers plötzlich „hochoktaniges“ Bockbier aus der hölzernen Umhüllung in die Freiheit entließ …!