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Erlanger Weizen für Erlanger Weizenbier: Wissenswertes beim Weizenfeldbesuch am 16. Juli 2014 zwischen Kriegenbrunn und Hüttendorf

Egal ob das klassische und prämierte Weißbier, der geniale Weißbierbock oder das in den Sommermonaten besonders nachgefragte alkoholfreie Weizen: Der Rohstoff Weizen für das Weizenmalz der Weißbierspezialitäten der Erlanger Privatbrauerei Kitzmann stammt ausschließlich aus dem Erlanger Raum. Mitte Juli stand die Ernte des 2014er Jahrgangs dieses Brauweizens unmittelbar bevor. Um Erlangen-Hüttendorf, Erlangen-Frauenaurach und Spardorf stand das Getreide bereits in voller Kraft auf den Feldern. Bei einem „Weißbier-Lese“ genannten Informationstermin auf einem Hüttendorfer Weizenfeld machte Peter Kitzmann gemeinsam mit dem Landwirt Günther Volleth und Stephan Bergler, Geschäftsführer der Frauenauracher Klostermalz Wirth GmbH, deutlich, worauf es beim Anbau und der Weiterverarbeitung des Weizens ankommt. „Die Qualität des Getreides ist ein zentraler Baustein für unser ausgezeichnetes Bier. Daher haben wir höchste Ansprüche sowohl beim Anbau als auch bei der Weiterverarbeitung in der Mälzerei“, sagte Peter Kitzmann. Als Erlanger Traditionsunternehmen liegt der Brauerei die regionale Herkunft des Braugetreides ebenso am Herzen wie die Qualität. Peter Kitzmann: „Das Kitzmann Alkoholfreie Weißbier und das Kitzmann Weißbier sind echte Erlanger Produkte. Nur der Hopfen stammt aus der Hallertau.“

Präzisionsarbeit Brauweizenanbau
Schon seit Jahrzehnten kultiviert der Landwirt und ehemalige Erlanger Stadtrat Günther Volleth für die Brauerei Kitzmann Brauweizen und Braugerste. Daher weiß er ganz genau, worauf es beim Anbau ankommt. So darf beispielsweise Weizen nie auf einem Feld angebaut werden, auf dem im Vorjahr noch Mais kultiviert wurde. Zu groß wäre die Gefahr, dass das Getreide sonst von einem Pilz befallen wird. Und auch bei der Düngung schaut Volleth genau hin. Bereits vor der Aussaat wird der Boden untersucht, um festzustellen, ob gedüngt werden muss. Und wenn ja, wann, wie stark und mit welchen Dünger. Mit dem Jahrgang 2014 sind die Beteiligten bisher recht zufrieden: Der Mai, als der Weizen in der Blüte stand, war trocken und die Pflanzen konnten sich daher optimal entwickeln. Nur im Juni, wenn das Getreide die Körner ausbildet, hätte es ein wenig feuchter sein dürfen. So gibt es in den Ähren auch immer einige nur sehr kleine Körner. „Das Jahr 2014 wird bei der Ernte ein gutes, aber kein herausragendes Jahr werden“, prophezeit Stephan Bergler.

Mälzer kontrollieren Qualität schon auf den Feldern
Der Mälzer und diplomierte Braumeister weiß es: Als Geschäftsführer der Frauenauracher Klostermalz Wirth GmbH verantwortet er auch die Qualität des Weizenmalzes. „Wir bemustern den Weizen nicht nur bei der Anlieferung. Die örtliche Nähe ermöglicht es uns auch, das Getreide schon beim Wachsen zu beobachten“, erklärt er. In der Mälzerei wird genau geprüft, wie hoch Eiweiß- und Wassergehalt des Getreides sind. Optimal sind möglichst niedrige Werte.

Nach einer mehrwöchigen Ruhezeit (der sog. Keimruhe) beginnt der Vermälzungsprozess. Nach dem Weichen, also dem Befeuchten des Getreides, lässt man den Weizen rund sechs Tage unter regelmäßigem Wenden keimen. In dieser Zeit bildet der Weizen die für den Brauvorgang benötigten Enzyme bzw. diese werden aktiviert. Anschließend wird das Grünmalz getrocknet – das sogenannte „Schwelken“ und „Abdarren“ – bevor das Weizenmalz (wieder nach einer gewissen Ruhezeit) an die Brauerei geht. „Wir sind stolz darauf, dass wir mit der Klostermalz Wirth und mit Landwirten wie Günther Volleth langjährige und vertrauensvolle Partner haben, die uns direkt vor Ort mit echtem regionalem Qualitätsmalz versorgen, aus dem wir dann unsere süffigen Biere brauen“, sagt Peter Kitzmann.

Süß-malziges Aroma, null Prozent Alkohol
Im zeitigen Frühjahr 2014 hielt das neue Kitzmann Alkoholfreie Weißbier Einzug ins Sortiment der Erlanger Privatbrauerei. Auch ohne Alkohol überzeugt das naturtrübe Weißbier mit einem süßlich-malzigen Hefearoma. Gerade für den Sommer oder nach dem Sport ist es dank der enthaltene Hefe und ihren Spurenelementen bei einem geringen Gehalt an Kalorien ein gesunder, alkoholfreier Biergenuss. Das alkoholfreie Weizen ist im gut sortierten regionalen Getränkefachhandel erhältlich.

Weizenbierverkostung direkt am Weizenfeld
Im Anschluss an die Weizenfeldbegehung luden Peter Kitzmann und Stephan Bergler bei herrlichem Sommerwetter direkt am Ackerrand zu einer Verkostung aller Kitzmann-Weizenbiere aus dem Herzen Erlangens. Wortreich umschrieben spannte sich der „Obergärigenreigen“ vom Alkolholfreien (auch gut gegen den ersten großen Durst), über das Leichte, Helle und Dunkle bis hin zum genialen Weizenbock. Bei der dazu gereichten feinen Brotzeit kam an dem herrlichen Juli-Spätnachmittag sehr bald der Wunsch auf eine Wiederholung dieses Weizengenussevents direkt am Weizenfeld kurz vor der Ernte 2015 auf!

150 Jahre in Familienhand: Die Mälzerei und Brauerei Steinbach

Am 1. Adventssonntag, 27. November 2011, hatte die Familie Gewalt in ihr Brauereimuseum an der Vierzigmannstraße geladen, um zusammen mit etwa 60 Gästen 150 Jahre Familienbautradition zu feiern. Mit dabei u.a. der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann, Erlangens Oberbürgermeister Dr. Siegfried Balleis und Stadtarchivar Dr. Andreas Jakob, der in einer vielgelobten launigen Rede Erlangen, das Bier und die Steinbach Bräu hochleben ließ. Zu diesem Jubiläum, das sich auf das Jahr 1861 bezog, als Carl Steinbach den Eheleuten Bechert die Brauerei am Bayreuther Tor für 31.000 Gulden abkaufte, hatten sich die Braumeister Christoph Gewalt und Roman Gause ein ganz besonderes Festbier ausgedacht: Die obergärige Hopfenkrone, die mit dem Aroma der drei Edelhopfensorten Opal, Smaragd und Saphir den Biergenießergaumen bestach. Der im Dekoktionsverfahren (eine Teilmaische) hergestellte hopfenfruchtige Trunk erreichte bei 13,4 % Stammwürze einen Alkoholgehalt von etwa 5,5 % vol.

Steinbach Bräu

Die Einrichtung der Thurn- und Taxis`schen Poststation an der Hauptstraße 116 (1653) steht in Verbindung mit dem Beginn der Bierproduktion. Unter wechselnden Besitzern wurde meist nur für den Eigenausschank gebraut, bis unter Georg Bechert ab 1848 ein starker Aufschwung kam. Dennoch verkaufte er 1861 an Carl Steinbach, dessen Nachfahren in fünfter Generation noch heute Mälzerei und Brauerei führen.

Insbesondere in den 1870er Jahren auch am Bierexport beteiligt, machte der Steinbach Bräu um 1900 die starke Konkurrenz der Großbrauereien zu schaffen. Nach dem Tod von Carl Steinbach 1902 übernahmen dessen Söhne Karl und Fritz den Betrieb.

Aufgrund technischer Modernisierungen stieg der Absatz, bereits damals war „Goldblondchen“ eine bekannte Marke. Die schwierige Lage nach dem Ersten Weltkrieg brachte die beiden Brüder im Inflationsjahr 1923 zur Einstellung der Bierproduktion.

Zusammen mit der Brauerei Hübner, der Klosterbrauerei Frauenaurach und der Brauerei Lederer in Stein wurde das Braukontingent an das Brauhaus Nürnberg verkauft, das auf die Dauer von 25 Jahren die Abnahme von vermälzter Gerste garantierte.

Gebäude und Räumlichkeiten wurden ganz auf die Malzproduktion umgestellt. Alle Malztennen waren bis 1965 durch Keimkästen mit automatischen Wendegetrieben ersetzt. Zwei Jahre zuvor war die Geschäftsführung an Karl Steinbachs Enkel Dieter Gewalt gegangen. Die beengte Innenstadtlage erforderte ständige Automatisierungsanstrengungen, heute u.a. der Zuständigkeitsbereich von Urenkel Jörg Gewalt.

Sein Bruder, Dipl. Braumeister Christoph Gewalt, knüpfte 1995 an die unterbrochene Brautradition an und setzte an der Vierzigmannstraße 4 ein kleines Spezialitätensudwerk in Betrieb. Hier entstehen aus eigenem Malz individuelle Biere, wie das Storchenbier zu Ehren der neuen Steinbach-Wappentiere, die alljährlich auf einem Kamin des Anwesens ihre Jungen aufziehen. Das dunkle Bergkirchweihbier wird seit 1997 wieder zu Pfingsten auf dem gleichnamigen Burgbergkeller gleich rechts vom „T“ ausgeschenkt.